Der unersetzliche Wert des Religionsunterrichts in der Schule

Auch wenn die politische Welt den Religionsunterricht in der Gemeinschaftsschule nicht auf beiden Seiten der Sprachgrenze gleich sieht, so werden doch dieselben schlechten Argumente für seine Einschränkung oder gar Abschaffung vorgebracht.

Erstens das Argument, Religion gehöre rein ins Privatleben und habe daher in öffentlichen Bildungseinrichtungen nichts zu suchen.

Diejenigen, die die Religiosität hinter die Haustür zurückdrängen wollen, sind blind für die Realität unserer Gesellschaft. Religion spielt überall eine Rolle. Gleichzeitig haben immer weniger Menschen etwas mit institutionalisierter Religion zu tun. Viele junge Menschen gehen nicht in die Kirche oder Moschee, informieren sich zu Hause und holen sich den Rest auf der Straße und im Internet. Was könnte in diesem Zusammenhang für eine Gesellschaft geeigneter sein, als jede Woche ein paar Stunden in der Schule mit jemandem zu verbringen, der sowohl ein Gefühl für als auch Wissen über Religion hat?

Ein zweites Argument lautet, dass die SchülerInnen auf das Leben in einer vielfältigen Gesellschaft vorbereitet werden müssen und es daher keine gute Idee ist, sie jede Woche in der Schule für ein bis zwei Stunden in Gruppen von Gleichgesinnten einzuteilen.

Abgesehen davon, dass dieselben Schüler in anderen Bereichen offenbar kein Problem damit haben, alle demselben Stundenplan zu folgen, ist ein Dialog ohne unterschiedliche Positionen nicht möglich. Es ist wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, seinen eigenen Standpunkt zu vertiefen, gerade im Dienste der Begegnung mit dem anderen.

Schließlich beruht der Drang, die SchülerInnen vom Religionsunterricht auszunehmen, häufig auf der Vorstellung, dass ein für alle sicherer “neutraler Raum” geschaffen würde, wenn man allen die Religiosität abnimmt.

Ein hartnäckiger Irrglaube, der ironischerweise selbst alle Merkmale einer Religion trägt und darüber hinaus all jene verdrängt, die ihre religiösen Überzeugungen als ungewöhnlich tief mit ihrer Persönlichkeit und Identität verwurzelt erleben.

Lassen Sie bitte unsere jungen Menschen auf all ihren inneren Suchen durch unsere Bildungseinrichtungen sich willkommen und ganz sein, gerade um zu mündigen und offenen Bürgern zu werden.

 

Pfarrer Steven H. Fuite,

Präsident des Synodalrats der Vereinigten Protestantischen Kirche in Belgien

 

Foto: ©Fotografie Frank Bahnmüller

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